Hanns-Peter Bruchhäuser
Heinrich Abel - Eine deutsche Karriere
ISBN 978-3-941792-02-9
Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ und der Bund Deutscher Offiziere gehören zu den umstrittensten Erscheinungen der deutschen Zeitgeschichte. In beiden Organisationen, die während der Jahre 1943 bis 1945 gemeinsam die Bewegung „Freies Deutschland“ in der Sowjetunion bildeten, kämpften deutsche Kriegs- gefangene und Emigranten gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, indem sie die Beseitigung Hitlers und eine Beendigung des Krieges forderten; Deutschland sollte vor dem Weg in den Abgrund bewahrt werden. Dabei hatte die Bewegung „Freies Deutschland“ zwei Zielsetzungen, eine militärische und eine politische: Einerseits wollte man die Wehrmacht zur Abkehr von den Zielen und der Praxis des Weltanschauungs- und Vernichtungskrieges im Osten bewegen, andererseits die gefangenen deutschen Soldaten und Offiziere im Sinne einer Überwindung der nationalsozialistischen Ideologie erzieherisch beeinflussen und auf die Aufgaben in einem Deutschland nach Hitler vorbereiten.
Die vorliegende Untersuchung widmet sich dieser Problematik aus der Sicht der Akteure der Bewegung „Freies Deutschland“, ihrer Motive und der Konsequenzen ihrer Handlungen: Anhand der Vita des Berufspädagogen Heinrich Abel vom überzeugten Nationalsozialisten über eine führende Tätigkeit im Bund Deutscher Offiziere bis hin zum ersten Inhaber eines berufspädagogischen Lehrstuhls in Westdeutschland werden erstmals im biographischen Zugriff persönlichkeits- bezogene Voraussetzungen, Inhalte und Folgen einer Mitwirkung in der Bewegung „Freies Deutschland“ analysiert, und zwar in fachlicher wie in politischer Hinsicht. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei unter anderem der Frage einer operativen Verpflichtung Abels durch seine sowjetische Gewahrsamsmacht gewidmet. Diesem Gesichtspunkt geht auch der bekannte russische Militärhistoriker Prof.Dr.Vladimir A.Vsevolodov in einem eigenen Beitrag nach.
Die Untersuchung beruht auf der Auswertung der Bestände deutscher und russischer Archive, der Auswertung von Nachlässen sowie auf Gesprächen mit zahlreichen Zeitzeugen in Deutschland und in der Russischen Föderation. Bislang unveröffentlichte Fotos und Dokumente aus deutschen und russischen Archiven sowie aus privaten Quellen ergänzen und illustrieren den Text.